Bandbüro Chemnitz e. V.

Unsere Geschichte

„Wenn in schrumpfenden Städten vermeintlich mehr möglich ist, so scheitert es daran, dass die geschrumpfte Bevölkerung und Kommunalpolitik weniger Empathie für diese Freiräume aufbringt.“* *in: Stadtteilmanagement Reitbahnviertel (Hrsg.): Wall of Femme, Chemnitz 2011.


Die Ausgangslage

Es gibt in Chemnitz insgesamt 30.000 leer stehende Wohnungen, Industriebrachen oder geschlossene Objekte. Der Leerstand ist unübersehbar und doch finden sich für Kulturschaffende im Bereich Musik- und Kreativwirtschaft keine Proberäume, Ateliers, Studios oder Werkstätten, die den KünstlernInnen die Chance auf kreativen Freiraum bieten. Oftmals sind die dafür adäquaten Häuser Insolvenz bedroht bzw. schon Insolvenz verwaltet. Ein Slogan wie “Stadt der Moderne“, für eine Stadt, die laut Demographen in ca. 20 Jahren die älteste Europas sein wird, bedingt es geradezu, hier tätig zu werden und mit Hilfe der Kreativen und “Zukunftsweisenden“ von morgen nachhaltige Perspektiven und Lebensqualität zu schaffen. Der Leerstand und die Freiflächen müssen als Chance begriffen werden, um dem Trend entgegenzuwirken. Die Unterstützung der Stadt bestünde hierbei einzig aus dem zur Verfügung stellen von Räumen.


Von der Idee zum Konzept

Aus dieser Idee heraus sammelte sich 2008 eine Gruppe von MusikerInnen, um mit der Stadtverwaltung eine Lösung für den akuten Atelier- und Proberaumnotstand zu finden. Nach mehreren Diskussionsrunden mit Oberbürgermeisterin und Kulturamt entwickelten Holm Krieger und Sören Gruner ein Konzeptpapier zur Förderung Chemnitzer Musikschaffender. Dieses baute auf vorangegangenen Bestrebungen seitens Holm Kriegers auf, eine Populärmusikförderung in Chemnitz zu initiieren, die infrastrukturell und mit Hilfe einer Sonderförderung Bands unterstützen sollte. Das Neue daran war, die Bandförderung nicht mehr als Jugendarbeit, sondern als genuine Kulturaufgabe zu sehen.

Vom Papier in den Raum

Im Frühjahr 2009 entwickelte Sören Gruner das Konzept während eines Praktikums im Kulturbüro Chemnitz weiter und erstellte dabei eine Handlungskonzept zur Musikszene der Stadt. Integraler Bestandteil war dabei die Umnutzung der ehemaligen Karl-Liebknecht-Schule am Brühl zum Musikkombinat mit Proberäumen. Parallel zum Handlungskonzept beantragte eine Interessengruppe um Alexander Pohl eine Bandförderung, die aber vor allem auf eine Unterstützung der Bands mittels verschiedener Workshops abzielte. Beide Konzepte wurden daraufhin zusammengeführt und mündeten im Bandbüro Chemnitz (BBC) und der Bandakademie Chemnitz.

Die ersten Workshops

Projektstart feierte das BBC, welches seinen Sitz vorerst in einem Proberaumhaus an der Theaterstraße fand, am 03.09.2010 mit dem ‚B51-Festival‘ auf dem Brühl seine Eröffnung; im Oktober des selben Jahres folgten die ersten Veranstaltungen der Bandakademie. Mit der Leitung des Büros wurde Sören Gruner beauftragt, während die Bandakademie vor allem von Alexander Pohl organisiert wurde. Darüber hinaus wurde eine Arbeitsgruppe Musikförderung initiiert, welche mit verschiedenen Kulturschaffenden sowie MitarbeiterInnen des Kulturbüros besetzt wurde. Die Umsetzung des Musikkombinats war Aufgrund von Planungen des Landes im Bereich Brühl (Innenstadtcampus) unterdessen auf Eis gelegt.

A new Verein was born

Das BBC etablierte sich im Jahr 2011 als Dienstleister und Ansprechpartner für MusikerInnen und Kreative. Neben der Vermittlung von Proberäumen lag die Festigung der Arbeitsstrukturen und Projekte im Vordergrund. Zu den Bandakademie-Workshops wurde das Bandaustauschprogramm mit den Chemnitzer Partnerstädten initiiert, welches Bands aus der Stadt zum internationalen Austausch ermutigt. Ebenso steuerte das BBC für die Neukonzeption des Chemnitzer Stadtfestes das Konzept der Jungen Bühne bei und stellte die damaligen Newcomer Kraftklub vor einen überfüllten Stadthallenpark. Zum 100jährigen Rathausjubiläum lieferte das BBC mit dem City Open Air seinen Beitrag zu den Feierlichkeiten. Unterdessen dauerten die Verhandlungen zur Umsetzung des Musikkombinats in der ehemaligen Karl-Liebknecht-Schule weiterhin an. Um die Grundvoraussetzung für den Betrieb des Hauses zu verfügen erfolgte am 13.12.2011 die Gründung des Bandbüro Chemnitz e.V.

Die Arbeiten beginnen

Dem frisch gegründeten BBC Verein gelang es 2012 endlich das große GO für die Umsetzung des Musikkombinats seitens der Stadt zu bekommen. Besonders die Oberbürgermeisterin stellte die entscheidenden Weichen für den Projektstart. Mit den neu gewonnen Kooperationspartnern Radio T und dem Club Atomino erfuhr des Konzept eine gelungene Abrundung. Allerdings wurde der jahrelange Leerstand des Objekts zum Verhängnis. Vor allem die Vandalismusschäden und der Buntmetalldiebstahl erschwerten den Start. Allein 135 Heizungen wurden beschädigt. Dennoch konnte der Club Atomino Anfang 2012 seine Türen in den Turnhallen des Objekts öffnen.

Einst Schule – jetzt Kreativzentrum

Für die Reaktivierung der ehemaligen Schule konnten Fördermittelprogramme gefunden werden, die es ermöglichten die Schule Etagenweise wieder in Nutzung zu bringen. Ein Großteil der Arbeit wurde dabei auch von den zukünftigen Mietern und Vereinsmitgliedern des BBC übernommen. Herbst 2012 zog das BBC in die neuen Räumlichkeiten in der Mühlenstraße und hat seit dem seinen Sitz im Musikkombinat. Mittlerweile ist jeder Raum des Hauses an Bands, Künstler oder Kreativschaffende vergeben.

Seit dem…

blickt der Verein nicht nur auf etliche Workshops, Events, Großveranstaltungen, Netzwerktreffen, Beratungsgespräche und unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit zurück, sondern freut sich noch mehr auf das, was noch kommt.