„Braucht ihr irgendwas Mädels – Peps, Ecstasy, Kokain?“
„Braucht ihr irgendwas Mädels – Peps, Ecstasy, Kokain?“ , mit diesen Worten wurde ich und eine
Freundin bei unseren ersten Schritten auf den Melt-Zeltplatz begrüßt.
Was auf dem Splash das Gras war, waren beim Melt! wohl wirklich die
chemischen Drogen. Ein paar Schritte weiter und auch andere
Eigenheiten zeigten sich. Die Erinnerungen vom Splash, eine Woche
zuvor, waren noch nicht verblast, so konnte ich nicht aufhören
unaufhörlich Vergleiche ziehen.
Diesmal starteten wir erst am Freitag
ins Festivalgetümmel, an einen Tag bei dem auf dem Splash schon die
komplette Vermüllung begonnen hatte, war es auf dem Melt!
erstaunlich sauber. Noch extremer war, dass dieser Zustand über das
gesamte Wochenende anhielt und sich nicht nur auf das Feld erstreckte
sondern auch auf die Dixies. Weder Fäkalien noch Kotze auf den
Brillen, eine erfreuliche Abwechslung. Wir konnten mit den hohen
Sauberkeitsstandards natürlich nicht mithalten und vermüllten unser
Minicamp nach guter alter Splashmanier.
Um sich vor der Scham zu verbergen ging
es erst mal schnellst möglich aufs Festivalgelände.
Von Bilderbuch hörten wir leider nur
aus der Ferne noch zwei Songs. Anschließenden bei Years&Years
gab es nicht nur gute Musik sondern auch Zeit mal die anderen
Festivalbesucher zu begutachten.
Die Leute und hierbei meine ich nicht
nur die Mädchen, haben wirklich jeden Festivalstyle gezeigt den es
gibt. Retro Outfits, angehende Zauberer in Glitzersakkos oder auch
sehr beliebt bei den Mädels, einfach halb nackt. Getoppt wurden die
fancy Outfits nur noch von den kunstvollen Haar- und
Gesichtsgestaltungen. Bunte Bemalungen bei denen jeder Indianer
eifersüchtig geworden wäre. Blumenkränze die schöner aussahen als
sie zutragen waren, ich spreche hier aus Erfahrung. Ich habe mich
dazu hinreißen lassen einen der abgelegten Kränze selber einmal auf
zu probieren und das ging nur fünf Minuten gut, durch die vielen
Metalldrähte die verarbeitet sind, glich das ganze mehr einen
Dornenkranz als einen Blütentraum und allen voran Glitzer, Glitzer
und noch mehr Glitzer. Vielleicht kennt ihr das, wenn ihr an der
Ostsee wart und noch zwei Wochen danach überall Sand findet. Ich
habe nie selber Glitzer in mein Gesicht gemacht, trotzdem war
irgendwo immer Welcher.
Nun kommen wir aber mal zurück zur
Musik. Am Freitag traten auch London Grammar auf, Hannah Reid hat
wirklich eine beeindruckende Stimme, nur leider sind die Songs an
sich so langweilig das wir ganz schnell weiter gezogen sind. Zum
Glück bot der Abend noch Flume, bei dem die Menge richtig in Schwung
kam. Viel zu erschöpft für den Sleepless Floor ging es dann auch
schon wieder zurück zum Zelt. Am nächsten Morgen auf dem Zeltplatz
zeigte sich noch ein weiterer Unterschied zum Splash, hier wurde
wirklich nur Geschlafen und sich für die kommenden Acts ausgeruht.
Es war ruhig und beschaulich, und es hat sich auch nicht gelohnt auf
dem Zeltplatz herumzuschlendern, es war ja eh nichts los. Bezeichnend
dafür war auch das ich in allen drei Tagen nur einmal ein gelungenes
„HELGAAAAAA“ gehört habe. Nach dem wir glühende Hitze und
bedrohliche Hagelschauer überlebt hatten, machten wir uns dann auch
mal auf zum Gelände.
Wir starteten mit Annenmaykanterreit,
die in einer Art Zirkuszelt spielten. Es war so höllisch heiß da
drin, das der Schweiß nur so in Strömen lief. Nichts des zu trotz,
war es ein super Auftritt. In dieser kleinen intimen Atmosphäre
hatten die Songs und vor allem die starke Stimme von Henning Mey eine
viel intensivere Wirkung als so anonym auf der großen Bühne des
Kosmonauts.
Leider gab es an dem Tag auch noch eine
riesen Enttäuschung. Kylie Minogue hat wirklich den schlechtesten
Auftritt des gesamten Festivals geboten. Es gab einfach nichts Gutes,
der Gesang, die Tänzer, gesamter Bühnenaufbau, alles war einfach
nur nervig. Wir waren scheinbar nicht die Einzigen die es so
unerträglich fanden, neben uns hat ein Typ erst mal ne Line gezogen
um das Grauen zu ertragen. Wir zogen dann einfach die Variante vor zu
verschwinden.
Der nächste Tag startete mit
ausgiebigen Regen, der es möglich machte mal länger zu schlafen
ohne im Zelt zu verglühen. Doch die Regenwolken zogen weiter und die
Sonne zeigte wieder ihre Kraft.
Es wurde wirklich wenig Bierball
gespielt, trotz des schönen Wetters, man übte eher mal Zielwurf mit
verbrauchten Lachgaskapseln.
Auf den Sonntag hatten sich alle
besonders gefreut und so ging es besonders beschwingt zum Gelände.
Natürlich war Alt-J für viele der Hauptact des Tage, so das es bei
ihnen auch richtig voll wurde. Der Auftritt war schön aber nicht
besonders abwechslungsreich, zum Glück stand noch etwas Anderes auf
dem Programm. Wir huschten zu Darwin Deez ins Zirkuszelt, bei dem,
wegen Alt-J, so wenig Leute waren das man perfekt bis in die ersten
Reihen kam und trotzdem noch tanzen konnte. Es war wirklich einer
der besten Auftritte die ich je gesehen habe und mein absolutes Melt!
Highlight. Wunderschöne Musik und dazu so süße und lustige
amateur Tanzeinlagen. Die Stunde ging rum wie im Flug und machte mich
zum echten Fan. Keiner konnte sich dem Zauber dieser absolut
liebevollen Performance entziehen. Es war wirklich mein perfekte
Abschlussact fürs Melt!.
Das Melt! war extrem anders als das Splash, was Vor- und Nachteile hatte. Es war deswegen aber nicht weniger ein schönes Wochenende, das Zelten war entspannter, auch die
Sauberkeit war sehr angenehm und die Menschen feierten einfach die Musik und das ist die Hauptsache.
von Vanessa Azeroth in Blog