Gib acht, denn die Quacksalber haben gewonnen.
Quälend langsam hat man das kollektive Stammhirn in Schlangenöl mürbe gebraten. Nun darfst du zu den anderen, darfst dich zur blöde-Dessert-kauenden Masse gesellen und dir einen abgeiern.
Als der amerikanische Westen noch jung und wild war, zog auch er, der Quacksalber, ein schmieriger Geschäftsmann und Scharlatan, durch das Land auf der Suche nach dem Dollarzeichen ,ein alles heilendes Elixir im Klappköfferchen. Wenn es mit der Gesundheit bergab geht, wenn die Manneskraft nachlässt, der Körper unter Auszehrung leidet und sowieso alles nicht so Rund läuft bedarf es, heute wie damals, nur eines kräftigen Schlucks der Wunderlösung um alle Sorgen vergessen zu machen. Natürlich kostet das, aber das wird es ihnen doch wohl wert sein. Nun sag an, welches Versprechen soll auf deinem Etikette stehen? Chancengleichheit, Hoffnung auf ein besseres Leben, zumindest besser als das der „Anderen„, es muss ja nicht unbedingt gut sein. Unbemerkt aller Blicke trugen jene Pilger den amerikanischen Traum hinab in die Welt. Nicht Thomas Jefferson und auch nicht John Locke, die Gründerväter waren andere, die schon viel früher ihre Saat im rohen Land ausbrachten. Und vielleicht, ich kann nichts versprechen, vielleicht bist du auch einer von ihnen, ein Scharlatan unter uns.
Ahh, da sind sie ja, pünktlich. Die Nachrichten plärren ihr „ Abrakadabra“. Es wurde wieder soo vieles gemeint. Das ist das Problem unserer Zeit. Zu viele Leute die das eine sagen und noch nicht mal das andere meinen. Wach auf, Punk! Das hier ist nicht die Renaissance des menschlichen Verstandes. Das ist wie man Schein macht und wenn du Glück hast kommst du gerade noch so davon wenn die Blase platzt. Es klingt zu vertraut, das Gemisch aus losem Gebrabbel und Geltungssucht jener die für ein paar Kröten mehr bereit sind wirklich jeden Dummschwatz zu halten. All das im Brustton der Säugung, versteht sich, so vertraut wie die Stimme einer Mutter. Etwas das man nicht anzweifelt. Im Grunde wissen wir doch längst, dass in der gelben Flüssigkeit die man in Form von Versprechen und vagen Hoffnungen verabreicht bekommt, nicht das drin ist was drauf steht. Haben wir sie nicht schon längst gesehen, die dubiosen Gestalten und Schacherer. In diesem Moment sitzt jemand, in einem Badezuber ein Opernglas in der einen, die Zigarre in der anderen Hand und geiert sich einen ab. So viele naive Idioten haben tatsächlich seine in Phiolen gefüllte Pisse in Form leerer Versprechen getrunken und eine Menge dafür bezahlt. Aber für die Meisten ist es zu spät, der Gnadenfix ist angesetzt. Hypnotisch, lechzend, würgend, unrettbar Abhängig von Schlangenöl und der Kristallkugel, den Symbolen unserer Zeit. Wie lange wird man noch dem Gewäsch all der Knauser folgen, die es auch nie besser wussten jedoch Wichser genug waren auch daraus noch Kapital zu schlagen.
Unbemerkt aller Blicke ist in den letzten Jahrzehnten etwas bemerkenswertes geschehen. Alle Genres, alle Intentionen, jedes Konzept, alle politischen Ziele verschmolzen zu einem großen sauren total verseuchten Quark. Zu jener Seifenoper die wir nunmehr tagtäglich durchwanken dürfen. Du bist eben doch was du isst, wer hätte das gedacht.
In Zeiten wie diesen lohnt es sich nicht mehr mit klarem Verstand herumzulaufen. Warum tut sich das eigentlich überhaupt noch irgendwer an? So wird man unserem Zeitgeist ganz sicher nicht gerecht.
Sieht man meiner Visage eigentlich den Konsum penibel ausgewählter Drinks an, nur aktuelle, verdammt aktuelle Brühe? Meine Fahne riecht so geschmackvoll wie die Namen der Getränke es erahnen lassen. Zuminest ist das, was mir versprochen wurde. Da haben wir den CU.LI.O., HEALING MEADOW, HOT TODDY. Die Empfehlungsliste des Modemagazins meines Vertrauens, nennen wir es „G-KU“, sagt einem wie man sich als gerechter Mensch verhalten sollte. Das geht alle was an, Stil ist genau was ich brauche, was jeder braucht. Ahh, da sind ja auch schon wieder die heißen Trendtipps für den Sommer: Dieses Jahr, das Designer-krönchen für den selbstbewussten Mann. Marktforscher sind sich da eigentlich schon ziemlich sicher. Das wird das nächste große Ding. Es handelt sich hierbei um eine Expertenmeinung. Möchten sie etwas über den modernen Mensch erfahren, kaufen sie ein Modemagazin. Sie werden mehr über die sexuellen Vorlieben des Modelagenturchefs herausfinden als ihnen lieb ist, Stichwort: Wangenknochen. Modezeitschriften haben mich für den Rest meines Lebens gezeichnet, meine empfindliche Psyche nachhaltig verstört und waren doch das einzige Medium das jemals ehrlich war, was einem unverblümt alles beigebracht hat, was man in einer narzisstischen Gesellschaft wissen muss. Es steht alles dort, zwischen wenigen Seiten, zu großen Teilen von Bildern dominiert.
Ich spüre Panik in mir aufsteigen. Das sind vermutlich die ersten Wellen eines hipsterischen Anfalls der sich da anbahnt „Uiuiuiui“ und kein Jutebeutel, kein kundenpersonalisiertes Produkt in der Nähe das man zur Beruhigung streicheln könnte. Ich fühle mich so beliebig.
ANMERKUNG AUS DER REDAKTION:MEHR INHALTE!
Noch nicht mal für die Reichweite, mein Lieber. Wann begreift ihr das eigentlich, es geht nur um die Geste, das wollen die Leute. Solange man sich bemüht will keiner was gesagt haben. Ich nenne es den iMindfuck.
Ich war auf einer Totenmesse, der letzten Apple – Produktpremiere. Beeindruckend wie man mit ghoul´scher Inbrunst in Sekunden 100 Jahr Aufklärung überwinden kann.
Fühle mich wie ein junger Gandhi in Öl. EyePhone, EyePad, Auge um Auge und die ganze Welt wird blind. Oder wie schon Konfuzius treffend sagte: Du kannst schütteln und klopfen, in der Hose bleibt der letzte Tropfen, oder so …? Ich schweife ab.
Wo sind denn alle, mh? Trotz gefühlt explosionsartigem Anstieg einzigartiger Persönlichkeiten und Wunderkindern finden sich im Gedränge kaum noch Kanten und Narren. Ich ziehe ihn vor, den kauzigen Versager dem aalglatten Vertreter, den ehrlichen Exzentriker dem verranzten Heuchler, den Autodidakten dem resignierten Akademiker. Da draußen sind kaum noch Menschen die inkompatibel mit der Welt sind, den Kampf aufnehmen und entgegen der Meinung aller, zu gewinnen scheinen. Die Welt ist ziemlich klein geworden. Wo zieht man die Linie zwischen Mimen und dem ungeliebten Ideal.
Das Internet hat vielen Dingen die Bedeutung geraubt. Ich behaupte das, sein wir einfach mal so kühn und wagen es. Jede Intention versandet noch bevor sie sich formulieren kann. In der Endlosigkeit trifft sich jeder aber findet sich keiner was zur Unfähigkeit mehrerer Generationen führte sich zu definieren. Heute gibt es keine ortsbezogene Ballung der Unzufriedenen mehr wie im San Francisco der 60iger oder im London der 70iger wo sich Überdruss und Entfremdung in den Rinnsteinen sammelte und die Überflüssigen bald als Bewegung veraltete Strukturen wegspühlten. Subkulturelle Glutkästen sind nahezu verschwunden und die von Unmut befallene Mehrheit gilt als Feind.
Ich fühle mich nicht gut dabei das zu sagen aber das Netz hat sich selbst überlebt, längst etabliert und was etabliert ist, wird sehr bald spießig und starr sein.
Bitte sagts mir. Was ist der neue absolut bedeutungslose Scheiß? Der Müll der so schnell nicht mehr aktuell sein wird das er gar keine Bedeutung erst entwickeln kann. Wie lange wird es dauern bis sich das Netz nach vorne beugt und sich mit einem triumphierenden Geräusch, oder der Melodie von Europe´s „the final countdown“ erbricht, in einem Regenbogen aus Tweets, Hashtags, Top10-videos, Challenges.
Ich stelle mir vor wie dort neben mir auf dem Beifahrersitz Harald Glööckler, einer der Großen und Ikone unserer Zeit sitzt und mir wohlwollend zunickt. Mir sagt das ich alles richtig mache und weiter diesen Pfad gehen soll, auch wenn ich mich damit total lächerlich mache. Dann wendet er sich ab, greift an seinen kniehohen Krokodillederstiefeln vorbei unter den Sitzt und holt das Botox-Beauty-Reiseköfferchen hervor. Man muss bei dem Gedanken lachen und doch verkörpert niemand den Zeitgeist so verdammt gut wie Modemogul Glööckler, und gleichzeitig auch wieder nicht. Denn neben der Prunksucht (pompöös), der Kleingeistigkeit, der Selbstüberhöhung ist Glööckler etwas heute sehr seltenes, etwas was nicht in diese Generation gehört: verdammt konsequent.
P.S.: Memo an mich selbst: Bei Gelegenheit mit Harald ein paar Shrooms einwerfen.
P.P.S.: Schön das wir mal drüber reden konnten.
Foto: „Snake Oil in Vietnam“ von Nik Azwaa Azmi from Ampang, Malaysia – Snake Oil. Lizenziert unter CC BY 2.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Snake_Oil_in_Vietnam.jpg#/media/File:Snake_Oil_in_Vietnam.jpg
von Yannick Fiedler in Blog